Macht PSA zur Prostatakrebs-Früherkennung Sinn?

Seit der Einführung des PSA Test 1991 haben sich die Todesfälle durch Prostatakrebs um die Hälfte reduziert.

Trotzdem wird immer wieder der Sinn einer PSA Bestimmung bezweifelt. Es wurde kritisiert, dass kaum Patienten durch diese Methode gerettet werden können, Komplikationen möglich sind und ein Teil der Patienten durch verdächtige Testergebnisse verängstigt wird.

Dadurch stellt sich für Sie als Patienten evtl. die Frage, ob es sinnvoll ist, eine Früherkennungsuntersuchung für Prostatakrebs und eine Bestimmung des PSA Wertes durchführen zu lassen.

Es ist immer schwierig und braucht Zeit, bis eine Methode zur Vorsorge zeigen kann, ob sie in der Zukunft Todesfälle verhindern kann. Es wird wissenschaftlich gefordert, dass solche Studien an großen Patientengruppen über mindestens 10 Jahre mit einer Kontrollgruppe durchgeführt werden, da sie sonst keine allgemein verbindlichen Aussagen rechtfertigen.

Letztlich müssen Sie als Patient entscheiden, ob Sie eine PSA Bestimmung durchführen lassen wollen. Wir haben einige Fakten zusammengetragen, um Ihnen bei dieser Entscheidung zu helfen. Gerne stehen wir Ihnen auch im Gespräch zur Verfügung, damit Sie für sich die beste Entscheidung treffen können.

Von 1991 dem Jahr, indem der PSA Test in den USA klinisch eingeführt wurde, bis 2009, sanken die Todesfälle durch Prostatakrebs dort um 49 %. Bei keiner anderen Krebsart hat sich in dieser vergleichsweise kurzen Zeit eine so deutliche Senkung der Sterblichkeit beobachten lassen.

In der weltweit größten Studie, der europäischen ERCP mit über 160 000 Männern, in der geklärt werden soll, ob eine PSA basierte Vorsorgeuntersuchung sinnvoll ist, liegen seit 2009 erste Ergebnisse vor, welche 2012 aktualisiert wurden. Diese kommen bisher, wenn man nur die Personen berücksichtigt, die zu den Kontrollterminen regelmäßig erschienen und die vorgegebenen Einschlusskriterien auch im Verlauf erfüllten, zu folgendem Ergebnis: Für die Männer, die eine PSA Bestimmung durchführen ließen, sinkt das Risiko an Prostatakrebs zu sterben, um 31 %. Dieser Vorteil wird umso höher, je länger die Patienten weiter beobachtet werden.

In einer schwedischen Studie (Hugoson et al. Lancet Oncol.: 2010 Aug. 11(8) 725-32; Epub 2010 Jul 2) zeigt sich bei 20 000 Männern mit einem Durchschnittsalter von 56 Jahren (also eher jungen Männern) in einem Beobachtungszeitraum von 14 Jahren (bisher die längste Studie zu dieser Fragestellung), dass das Risiko an einem Prostatakrebs zu versterben bei den Patienten mit einer PSA gestützten Vorsorge sogar um die Hälfte reduziert werden konnte. 293 Männer mussten alle 2 Jahre einem PSA Test unterzogen werden, um bei 12 Männern Prostatakrebs nachzuweisen und zu verhindern, dass ein Mann in dieser Zeit an Prostatakrebs stirbt. Auch in der Studie ist davon auszugehen, dass sich die Ergebnisse im Verlauf weiter zu Gunsten der Männer verbessert, die eine PSA Bestimmung haben vornehmen lassen.

Bei jeder Vorsorgeuntersuchung besteht das Problem der Überdiagnose und Übertherapie. Im Falle des Prostatakarzinoms bedeutet es, dass nicht jeder Mann der ein Prostatakrebsträger ist, auch daran erkranken oder gar versterben wird. Andere Krankheiten oder das Alter können die Notwendigkeit, ein Prostatakarzinom diagnostizieren oder therapieren zu müssen, abmildern. Trotzdem werden vermutlich die meisten Menschen sich für eine Therapie entscheiden, die ihnen das Leben retten kann, auch auf die Gefahr hin, sich ggf. “überbehandeln“ zu lassen. Dies ist bei fast allen Krankheiten, aber auch bei anderen Krebsarten (z. B. Brust- und Dickdarmkrebs) nicht anders, ohne dass hier die Vorsorgeuntersuchungen allgemein öffentlich kritisiert werden. Hierzu ein Beispiel: In einer großen Zusammenfassung mehrerer Studien mit über 600 000 Frauen, ob eine regelmäßige Mammografie zur Brustkrebsfrüherkennung sinnvoll ist (Gotzsche P.C., Nielson M. Cochrane Colaboration 2011) zeigte sich: Man muss 2000 Frauen 10 Jahre lang einer regelmäßigen Mammografie Röntgenuntersuchung unterziehen, um bei einer Frau zu verhindern, dass sie an Brustkrebs stirbt. Bei 200 Frauen wird dabei ein falscher Alarm ausgelöst. Die psychische Belastung der Frauen ist oft erheblich, bis der Krebsverdacht endlich ausgeräumt ist. Weiter werden 10 gesunde Patientinnen zu Brustkrebspatientinnen und unnötig behandelt.

Medizin und Forschung arbeiten daran, die Methoden so zu verbessern, dass immer weniger Patienten sich unnötigen medizinischen Maßnahmen unterziehen müssen und möglichst nur die Patienten behandelt werden, die ohne Therapie an der Erkrankung versterben würden. Ich denke, dass es hier beim Prostatakrebs in den letzten Jahren gute Fortschritte gegeben hat

Zusammenfassend stellt sich nicht die Frage, ob man einen PSA Test zur Früherkennung macht, sondern bei wem und wie ein PSA Test gemacht werden soll. Mit fachärztlich – urologischer Kompetenz und Erfahrung helfen wir Ihnen gerne bei Ihrer Entscheidung.